Kinderschutz: Probleme angehen, bevor sie entstehen

Mehr als Pflichtprogramm

Kinderschutz: Probleme angehen, bevor sie entstehen

Kinder und Jugendliche benötigen geschützte Räume, in denen sie sich sicher fühlen und gesund entwickeln können. Deshalb legen wir in unseren Einrichtungen höchsten Wert auf den Schutz und die Sicherheit der von uns betreuten Kinder. Die umfassende Schulung unserer Mitarbeitenden ist der Grundbaustein, um nicht nur Handlungssicherheit im Interventionsfall, sondern um vor allem Prävention zu ermöglichen. Denn Ziel ist es, Probleme zu vermieden, bevor sie entstehen. 

Alles beginnt mit Sensibilität und Empathie – was für pädagogische Arbeit generell gilt, gilt für den Kinderschutz im Besonderen. „Natürlich ist es wichtig, bei Kindeswohlgefährdungen schnell und handlungssicher zu reagieren. Kinderschutz beginnt aber damit, kontinuierlich und genau hinzusehen, damit Probleme gar nicht erst entstehen“, erklärt Marvin Mellenthin, Fachreferent Kinder und Familie und bei uns für Kinderschutz zuständig.

Entsprechend unseres Selbstverständnisses als Erziehungspartner nehmen wir dabei nicht nur das Geschehen im Kita-Alltag in den Blick, sondern die gesamte Lebenssituation der Kinder. „Teilweise sind Kinder auch von häuslicher Gewalt betroffen. Es gilt, auch hiervor nicht den Blick zu versperren, sondern nötigenfalls frühzeitig einzuwirken.“

Gewalt ist vielfältig – Achtsamkeit umso wichtiger

Mögliche Probleme, die im Rahmen des Kinderschutzes in den Blick genommen werden, sind vielfältig. Ganz basal geht es darum, auf die körperliche Unversehrtheit der Kinder zu achten. Aber auch psychische und sexuelle Gewalt können eine Rolle spielen.

„Das alles sind sensible Themen, die wir bewusst nicht tabuisieren, sondern offen in den Schulungen ansprechen“, erklärt Mellenthin. „Wir achten nicht nur auf blaue Flecken, sondern beobachten das gesamte Verhalten der Kinder, das auf bestimmte Problemlagen hindeuten kann. Sind Kinder auffällig still oder ängstlich, lassen Zeichnungen oder Puppenspiele auf Probleme zu anderen Bezugspersonen schließen?“

Ziel ist es demnach in den Präventionsschulungen, die Mitarbeitenden für vielfältige Problemlagen zu sensibilisieren und ihnen die Angst zu nehmen und die Verantwortung zu geben, Problemsituationen auch anzuzeigen.

Intervention: Klare Verfahrensregeln für Handlungsschnelligkeit

Um bei potenziellen Kindesgefährdungen die nötige Handlungssicherheit und -schnelligkeit zu erlangen, werden die Mitarbeitenden vielfach geschult. Neben den gesetzlich vorgeschriebenen Präventionsschulungen, die alle pädagogischen Mitarbeitenden verpflichtend und regelmäßig in den hauseigenen Seminarräumen in der Ackerstraße absolvieren, finden weiterführende Kinderschutz-Schulungen in den Einrichtungen statt. Und weil jede Einrichtung anders ist und eine eigene Sozialstruktur aufweist, hat auch jede ein individuell ausgestaltetes Schutzkonzept.

Mellenthin: „Bei den einrichtungsspezifischen Konzepten und Schulungen liegt der Fokus vor allem auf der alltäglichen Praxis. Wir geben den Mitarbeitenden zum Beispiel ein Ampelsystem an die Hand, das sie für kritische Situationen und Beobachtungen sensibilisiert. Zudem sind bei Verdachtsfällen und Schutzverstößen klare Verhaltens- und Verfahrensregeln gegeben.“

Umfassender Schutz ist das Resultat von Schulung, Struktur und Erfahrung

Eine besondere Rolle kommt hierbei den gesondert ausgebildeten Kinderschutzfachkräften zu: Bei Verdachtsfällen beschreiben die Mitarbeitenden ihre Beobachtungen anonym per Fragebögen und geben diese an die „insofern erfahrenen Fachkräfte“ weiter. Diese haben, dreijährige Berufserfahrung vorausgesetzt, eine umfassende Ausbildung absolviert, die es mit schriftlicher Prüfung und Kolloquium abzuschließen gilt.

Mellenthin: „Neben mir haben wir noch drei weitere insofern erfahrene Fachkräfte bei Flingern mobil. Diese beraten die Mitarbeitenden zunächst auf anonymer Basis und geben dann eine Empfehlung, ob zunächst die Eltern zu konsultieren oder das Jugendamt einzuschalten ist.“ Am Ende ist jeder Fall anders. Und umfassender Kinderschutz nicht nur das Resultat von Aufmerksamkeit und Fürsorge, sondern entscheidend auch von Schulung, Struktur und Erfahrung.