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Der Wunsch, in einer eigenen Wohnung eigenverantwortlich zu leben, und der gleichzeitige Bedarf an persönlicher Betreuung, um das alltägliche Leben selbstständig bestreiten zu können, eint unsere Klientinnen und Klienten im Bereich des Ambulant Betreuten Wohnens. Um dem hohen Hilfebedarf nachzukommen, haben wir in den vergangenen drei Jahren unser Fachkräfte-Team kontinuierlich verstärkt. 

In aller Regel sind es Kliniken, die sowohl bei ambulanten als auch bei stationären Patientinnen und Patienten einen erhöhten Unterstützungsbedarf sehen und sich dann an uns wenden, um eine fortwährende Betreuung der Personen sicherzustellen. Wir fungieren hier als Kooperationspartner, um die Menschen auch außerhalb des Klinik-Aufenthalts wieder an ein selbstständiges Leben heranzuführen.

Oft sind es aber auch suchterkrankte Menschen selbst, die in unserem Streetwork-Café Mobilé einen Rückzugs- und Gesprächsort suchen, sich an unsere Fachkräfte wenden und nicht weiterwissen. „Die Problematik der Menschen beginnt oft schon damit, dass sie gar nicht wissen, wie sie sich überhaupt helfen lassen können. Insbesondere diesen Menschen legen wir unser Ambulant Betreutes Wohnen ans Herz“, erklärt Nils Kessen, bei uns für das Ambulant Betreute Wohnen „Plan B“ zuständig.

Gesellschaftliche Teilhabe und ein selbstständiges Leben als ZielSozialpädagoge Nils Kessen

Das Hilfsangebot richtet sich an Menschen, die aufgrund seelischer, psychischer oder somatischer Erkrankungen und auch physischer Behinderungen sozial isoliert und in ihrer Teilhabe am gesellschaftlichen Leben eingeschränkt sind. Die Krankheitsbilder sind komplex: Häufig folgen aus einer Grunderkrankung, wie zum Beispiel einer Suchterkrankung, weitere Störungen oder Erkrankungen, wie etwa eine Psychose. Kessen: „Bei vielen unserer Klientinnen und Klienten liegt eine solche Komorbidität vor. Die Bedürfnislagen sind also vielschichtig. Unser Ziel ist es, den Menschen wieder ein selbstständiges Leben und gesellschaftliche Teilhabe zu ermöglichen. Sei es in Form sozialer, kultureller oder beruflicher Hinsicht.“

So komplex die Bedürfnislagen der Klientinnen sind – die Arbeit beginnt immer damit, das Vertrauen der Menschen zu gewinnen. Denn die Probleme, unter denen die Menschen leiden, sind scham- oder angstbehaftet. „Es geht um Schulden, es geht darum, eine Psychotherapie zu beginnen, es geht um den richtigen Umgang mit Medikamenten. Es sind Themen, die Vertrauen verlangen, um besprochen und gemeinsam angegangen zu werden“, erklärt Kessen.

Die eigentliche Arbeit an den Problemen selbst folgt dann einem individuellen Hilfeplan: Gemeinsam mit der Klientin bzw. dem Klienten werden Ziele definiert, auf deren Basis wiederum der individuelle Hilfebedarf ermittelt. Der Hilfeumfang variiert zwischen einer bis sechs Stunden in der Woche. Die Aufgaben der Fachkräfte reichen von der Hilfe beim Einkaufen über den gemeinsamen Arztbesuch bis hin zur Vermittlung einer Psychotherapie und der Unterstützung beim Schriftverkehr mit Ämtern oder Vermietern.

Sozialpädagoge Nils Kessen

Im Gegensatz zu gesetzlichen Betreuerinnen und Betreuern, die teilweise ihre Klientinnen und Klienten für eine weitergehende Betreuung an uns vermitteln, handeln die Fachkräfte aber nicht stellvertretend, sondern unterstützend. Kessen: „Es geht darum, die Menschen wieder in die Lage zu versetzen, ihre alltäglichen Aufgaben in Zukunft wieder selbst übernehmen zu können. Das funktioniert nicht, indem man die Dinge für die Menschen erledigt, sondern indem man sie gemeinsam angeht.“

Verdopplung unserer Hilfeleistung in drei Jahren

Während es noch vor drei Jahren 29 Klientinnen und Klienten sowie vier Fachkräfte im Bereich des Ambulant Betreuten Wohnens waren, sind es mittlerweile 65 schwer erkrankte Menschen, die von einem achtköpfigen Team aus studierten Fachkräften der Sozialen Arbeit und oder Sozialpädagogik betreut werden. „Das fachliche Wissen ist Voraussetzung, aber um wirklich gute Arbeit zu leisten, benötigt es Empathie, um auf die Lebens- und Gefühlswelt der Menschen eingehen zu können, und Kommunikationsstärke. Die Mitarbeitenden sind quasi Dolmetscherinnen und Dolmetscher zwischen Behörden, Ämtern sowie medizinischen Fachkräften auf der einen und unseren Klientinnen und Klienten auf der anderen Seite“, erklärt Fachbereichsleiter Philipp Braun.

Die Arbeit ist entsprechend nicht nur anspruchsvoll, sondern auch kräftezehrend, wie Kessen beschreibt. „Natürlich braucht es ein dickes Fell, bei all den Problemen der Menschen. Aber wenn man dann sieht, wie die Klientinnen und Klienten über die Zeit lernen, ihre Probleme in den Griff zu bekommen und stetig mehr Selbstständigkeit entwickeln, ist dies wundervoll mitzuerleben und unterstreicht die Sinnhaftigkeit und Wirksamkeit unserer Profession."