Gelingende Inklusion in unseren Kitas

Aufmerksame Betreuung und individuelle Förderung

Gelingende Inklusion in unseren Kitas

Alle Kinder sind verschieden, haben unterschiedliche Begabungen, Fähigkeiten und Möglichkeiten. Und so ist unser pädagogischer Grundsatz, auf jedes Kind individuell einzugehen. Das gilt auch und insbesondere für Kinder mit Beeinträchtigungen. Die Betreuung bedeutet Mehraufwand, der es uns wert ist: Denn er entlastet nicht nur benachteiligte Kinder und deren Eltern, sondern hilft auch dabei, die Kita-Gemeinschaft zu bereichern und gegenseitigen Respekt und Toleranz zu fördern.

Um dem erhöhten Betreuungsbedarf bei Kindern mit Beeinträchtigungen zu entsprechen, bestehen zunächst grundsätzliche Vorgaben: So müssen entweder die Gruppengrößen reduziert oder zusätzliche Fachkräfte vorgesehen werden. In den neun Kitas von Flingern mobil sind in fast allen Gruppen, in denen Kinder mit erhöhtem Förderbedarf betreut werden, zusätzliche Fachkräfte vor Ort. In der Kita St. Cäcilia in Benrath haben alle Mitarbeiter*innen Fortbildungen zum Thema Inklusion absolviert, aktuell durchläuft eine pädagogische Fachkraft die Weiterbildung zur Inklusionsfachkraft.

Leiterin Anke Nakotte.

„Bei uns hat jedes sechste Kind eine attestierte Beeinträchtigung. Dementsprechend wichtig ist uns das Thema“, sagt Leiterin Anke Nakotte. „Insbesondere Kinder mit erhöhtem Förderbedarf benötigen eine aufmerksame und enge Betreuung. Es verlangt eine Balance zwischen Einzelförderungen und der Betreuung in Kleingruppen, damit die Kinder auch Vertrauen in ihr Umfeld aufbauen. Auch die Integration der Kinder in die Gesamtgruppe nach den Möglichkeiten der Kinder ist uns sehr wichtig. Die Anforderungen an das Personal, diese unterschiedlichen Betreuungskonstellationen zu beherrschen, sind entsprechend noch einmal höher.“

Spezifische Schulungen für diverse Krankheitsbilder

Dabei ist Beeinträchtigung nicht gleich Beeinträchtigung. In unserer Kita Papst Johannes, einer ehemals integrativen Kita, reicht das Spektrum von Sprachentwicklungsstörungen über Wahrnehmungsstörungen und autistische Erkrankungen bis hin zu geistigen Einschränkungen. Hier sind es 13 Kinder mit attestiertem Förderbedarf. „Um für all diese Krankheitsbilder sensibilisiert und im Umgang damit geschult zu sein, achten wir darauf, dass die Kolleg*innen für alle Beeinträchtigungen, die in unserer Kita auftreten, spezifisch geschult sind“, erklärt Ursula Scholz, ausgebildete Logopädin und seit mehr als 20 Jahren für die Inklusionsarbeit in der Kita Papst Johannes zuständig.

Leiterin Kita St. Cäcilia Anke Nakotte

In der täglichen Arbeit ist es Aufgabe der Fachkräfte, an der jeweiligen Situation orientiert zu helfen und zu fördern, wie Scholz erklärt. „Wir beobachten die Kinder aufmerksam und schauen, ob und wie wir sie am besten unterstützen. Mal ziehen wir sie aus dem Geschehen für eine Einzelförderung heraus, mal unterstützen wir sie beim gemeinsamen Spiel mit den anderen Kindern.“ Nakotte: „Letztlich geht es jeden Tag darum, die Kinder im Rahmen ihrer Möglichkeiten möglichst viel mittun zu lassen – um so möglichst viel Normalität für alle Kinder herzustellen.“   

Wichtiger Teil der Arbeit ist darüber hinaus, Beeinträchtigungen überhaupt zu erkennen, um entsprechende Förderbedarfe geltend machen zu können, wie Nakotte erklärt. „Paradoxerweise ist es nicht zuletzt für Eltern schwierig, Defizite in der Entwicklung zu erkennen. Man hat ja kaum Vergleichsmomente und sein Kind versteht man ja quasi von Natur aus. Lern- und Sprachdefizite werden aber auch von ärztlicher Seite leider oft nicht erkannt oder teilweise bagatellisiert –  gerade soziale und emotionale Beeinträchtigungen kann man häufig nur im Zusammenspiel des Kindes in einer Gruppe mit anderen Kindern erkennen. Hinzu kommt, dass es in manchen Kulturkreisen auch tabuisiert ist, sich helfen zu lassen. Hier haben die Kolleg*innen auch eine Lotsen- und Beratungsfunktion.

Nicht-erkannte Defizite belasten Kinder und Eltern

Werden im Kita-Alltag von den Fachkräften kognitive oder sprachliche Defizite beobachtet, werden diese gemeinsam besprochen. „Es herrscht eher ein 6- oder 8- als ein 4-Augen-Prinzip“, so Nakotte. Dem schließt sich Scholz an. „Durch die Erfahrung und den Umstand, dass wir die Kinder über einen längeren Zeitraum begleiten, haben wir eine gewisse Übung, Einschränkungen zu erkennen. Da liegt ein starker Fokus von uns, denn wenn auf kognitive oder emotionale Defizite nicht reagiert wird, bedeutet das starke Belastungen für das Kind und die Eltern. Deshalb sind wir insbesondere den nicht deutsch sprechenden Eltern auch behilflich, entsprechende Förderanträge einzureichen, damit alle Kinder die Unterstützung und Förderung erhalten, die sie benötigen.“

Am Ende sind Kinder wie Erwachsene eben nicht alle gleich, sondern im Gegenteil: alle verschieden. Das zu berücksichtigen ist nicht nur Voraussetzung für Toleranz, sondern auch Ausgangspunkt inklusiver Arbeit. Scholz: „Inklusion schließt alle Kinder mit ein, Kinder ohne Beeinträchtigung, mit Beeinträchtigung, Kinder mit Migrationshintergrund. Da gibt es pädagogische Maßnahmen, die einerseits allen Kindern in ihrer Entwicklung helfen und andererseits das Gemeinschaftsgefühl stärken. Sprachunterstützende Gebärden zum Beispiel: Wenn ich die Frage nach Hunger gestisch untermale, überbrücke ich nicht nur mögliche Sprachbarrieren, sondern fördere auch die Lust auf Verständigung, Sprache und Interaktion untereinander.“

Ursula Scholz

Der starke Fokus auf gelingende Inklusion in unseren Kindertagesstätten spiegelt letztlich das pädagogische Grundkonzept des Fachbereichs Kinder und Familie wider. Fachbereichsleiterin Julia Heimsoth: „Unser pädagogischer Ansatz ist situationsorientiert. Das Zusammentreffen von Kindern mit unterschiedlichen Fähigkeiten, Hintergründen und Herausforderungen sehen wir als Bereicherung des Miteinanders und unserer pädagogischen Möglichkeiten. Die Kinder lernen nicht an der Tafel, sondern alltäglich und selbstverständlich, respektvoll und tolerant miteinander umzugehen.“